Zwischen Weilheimerbach und Dattenbrunn in der Flurlage Biberg zeichnet sich im Bewuchs eines Ackerfeldes deutlich der Grundriss eines ehemaligen Gebäudekomplexes ab. Es handelt sich hierbei offensichtlich um die Überreste eines römischen Gutshofes, einer "VILLA RUSTICA".

Mehr als 100 derartige Gutshöfe sind inzwischen im Rieskessel und den benachbarten Randhöhen des Jura bekannt. Sie konzentrieren sich hauptsächlich auf den fruchtbaren Böden im Südwestries. Auf den kargen und unwirtlichen Höhenlagen des Hahnenkamms und dessen Ausläufern sind sie relativ selten. Die Ergebnisse der Ausgrabungen einer villa rustica bei Hüssingen sind wegen ähnlicher Standortbedingungen exemplarisch auch für unsere Anlage.

Ausgrabung der Mauerreste

Rekonstruktion des Hauptgebäudes

Der viereckige Komplex von etwa 26 x 20 m Seitenlänge bestand aus einem recheckig abgewinkelten Gebäudeteil und einer massiven Hofmauer. Das Erdgeschoss des Bauwerks diente vermutlich der Lagerhaltung, die Wohnräume befanden sich im Obergeschoss. Anhand von Kleinfunden - neben Arbeitsgeräten wie eisernen Sicheln sowie Gewandschmuck und Scherben von Ton- und Glasgefäßen - lässt sich das Bauwerk in die zweite Hälfte des zweiten und in den Beginn des dritten nachchristlichen Jahrhunderts datieren. Es ist anzunehmen, dass sich in der näheren Umgebung noch weitere Gebäude des Wirtschaftshofes, wohl in Holzbauweise, befunden haben.
In der römischen Kaiserzeit erfolgte die Versorgung der Bevölkerung mit landwirtschaftlichen Gütern durch bäuerliche Einzelhöfe. Es waren Unternehmen, die weitgehend im Familienbetrieb bewirtschaftet wurden. Das Gehöft lag inmitten seiner Wirtschaftsfläche, vergleichbar also mit der modernen Betriebsform eines Aussiedlerhofes, wobei die lockere und weiträumige Anlage das Erscheinungsbild prägte.

Ansicht einer villa rustica

Im hinteren Teil des mit einer Mauer eingefriedeten Hofbezirks ist das Herrenhaus und das Bad, vorne sind die Wirtschaftsgebäude platziert. In ihrer Großzügigkeit entspricht das Landgut ganz den Vorstellungen der traditionsbewussten Römer vom idealen Landleben. Der Römer Cicero schreibt:

"nihil est agricultura melius, , nihil uberius, nihil dulcius, nihil homine libero dignius." -
"Nichts ist besser als die Landwirtschaft, nichts schöner, nichts angenehmer, nichts eines freien Mannes würdiger."

Die Standortwahl geschah nicht nur aus landwirtschaftlich zweckmäßigen Gesichtspunkten. Bevorzugt wurden häufig sanft geneigte Talhänge oder ruhige, beschauliche Wiesentälchen, wie dies bei unserem Hof erkennbar ist. Man achtete besonders darauf, eine Quelle im Hofraum zu haben oder ein Bächlein hindurchzuleiten.
Die Architektur der römischen Gutshöfe in den eroberten Territorien war von Zweckmäßigkeit bestimmt und somit von einer gewissen Uniformität. Die Grundrisse der meisten bekannten villae zeigen durchwegs ähnliche Baumuster. Das äußere Erscheinungsbild sowie die Ausstattung waren im großen und ganzen bescheiden und den finanziellen Möglichkeiten seiner Besitzer bzw. deren Repräsentationsbedürfnissen angepasst. Es dürften in den meisten Fällen Veteranenfamilien gewesen sein, die gegen Ende des ersten nachchristlichen Jahrhunderts das Land übernommen hatten und bis in die erste Hälfte des 3.Jahrhunderts bewirtschafteten.
Dem Klima und der Bodenbeschaffenheit im Hahnenkammgebiet entsprechend trat die Viehwirtschaft (pecuaria) gegenüber dem Ackerbau (agricultura) in den Vordergrund. Die entsprechenden Produkte wie Fleisch, Käse und Wolle gingen in der Hauptsache in die nahen Kastelle. Daneben stand auch die Pferdezucht vorwiegend im Dienste der Grenztruppen,die Pferde als Zug-,Last- und Reittiere dringend benötigten.
Die Römervillen leisteten einen wesentlichen Beitrag zur Befriedung des Landes und zur fortschreitenden Romanisierung der Bevölkerung. Die Begegnung mit römischer Lebensart und der Umgang mit Gütern aus den fernsten Provinzen des Reiches zogen die ansässige Bevölkerung in ihren Bann. Die überkommenen gesellschaftlichen Strukturen lösten sich allmählich auf und machten einer neuen Identität Platz. Die meisten Kelten fühlten sich mehr den Römern zugehörig als ihrem eigenen Volk.
Mit den ausgedehnten Raubzügen alemannischer Krieger zu Beginn des 3.Jahrhunderts setzte eine regelrechte Landflucht ein. Das Leben auf dem Lande brach zusammen. Schon Jahre, bevor der letzte römische Soldat seinen Posten am Limes verließ, lag das Land öde und wüst. Damit war das Schicksal der VILLA RUSTICA besiegelt, die fast 150 Jahre lang das Bild der Landschaft und das Leben der Menschen bestimmt hat.

VILLA RUSTICA

(Römischer Gutshof)


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Anwesen im 19.Jh. Gefallen für... Wolferstattische Ehehaft Schule Kapelle Gemeinderechnungen

Der Römerstein zu Wolferstadt

Grenzland im Römerreich
An der Römerstraße
VILLA RUSTICA
Monument im "heiligen" Bezirk"
Pfarrer Strobl berichtet
CORPUS SIGNORUM IMPERII ROMANI